„Und? Wie läuft’s bei dir?“ – Feedback senkt die Abbruchquote
Viele Auszubildende verlassen ihren Ausbildungsbetrieb nicht, weil der Beruf nicht passt – sondern weil niemand zuhört. Feedback in der Ausbildung ist kein nettes Extra, sondern ein zentraler Faktor für Bindung, Motivation und Lernerfolg. Betriebe, die auf regelmäßige Gespräche setzen, schaffen eine Kultur des Vertrauens – und reduzieren die Abbruchquote deutlich.
Wenn Schweigen zur Gefahr wird
Fast ein Viertel aller Auszubildenden denkt im ersten Jahr ernsthaft über einen Abbruch nach. Die Gründe liegen oft nicht in der Tätigkeit selbst, sondern in fehlender Kommunikation: kein Lob, keine Orientierung, keine Wertschätzung. Regelmäßige Check-ins können genau das ändern. Sie zeigen: Hier wird nicht nur gearbeitet, hier wird auch zugehört.
Was eine gute Feedback-Kultur ausmacht
Eine funktionierende Feedback-Kultur in der Ausbildung basiert auf vier Grundprinzipien: Regelmäßigkeit, Offenheit, Verbindlichkeit und gegenseitigem Interesse. Das Ziel ist kein klassisches Mitarbeitergespräch, sondern ein ehrlicher Austausch – kurz, direkt und auf Augenhöhe.
- Mehr Orientierung: Lernziele werden klar benannt und gemeinsam reflektiert.
- Motivation durch Anerkennung: Lob kommt nicht erst nach dem Gesellenbrief.
- Frühzeitige Problemerkennung: Konflikte oder Unsicherheiten werden rechtzeitig angesprochen.
- Vertrauensvolle Bindung: Wer gesehen wird, bleibt – emotional und vertraglich.
So funktioniert Feedback im Ausbildungsalltag
Ein gutes Gespräch dauert nicht länger als 15 bis 30 Minuten – dafür aber regelmäßig, etwa alle vier bis sechs Wochen. Entscheidend ist nicht die Länge, sondern die Haltung:
- Offene Fragen stellen: „Was läuft gut?“, „Wobei brauchst du Unterstützung?“
- Ziele gemeinsam setzen: „Was willst du bis zum nächsten Mal erreichen?“
- Konstruktiv bleiben: Auch Kritik kann motivieren – wenn sie ehrlich und lösungsorientiert ist.
- Positives betonen: Wer lernt, möchte Fortschritte spüren – Feedback macht sie sichtbar.
Digitale Tools als Brücke im Arbeitsalltag
Digitale Helfer erleichtern die Organisation und erhöhen die Verbindlichkeit. Viele Unternehmen nutzen bereits Feedback-Apps oder integrierte Plattformen:
- Tandemploy & Heeros: Mit Check-in-Funktion, Fragenkatalog und Auswertungs-Dashboard.
- LoopNow & Honestly: Mobile Tools für anonymes Kurzfeedback – ideal für spontane Impulse.
- Sharpist & Skilltree: Kombination aus Lernzielen und Feedback mit Fortschrittsverfolgung.
- Microsoft Teams, Slack & Co.: Pulsabfragen und Fragebögen im Arbeitsalltag integriert.
Was Auszubildende wissen sollten
Feedback ist keine Einbahnstraße. Wer sich ernst genommen fühlen will, darf auch selbst Rückmeldung geben:
- Eigene Perspektive einbringen: Was läuft gut? Wo besteht Verbesserungsbedarf?
- Gespräch aktiv einfordern: Feedback ist kein Pflichttermin, sondern Chance auf Entwicklung.
- Vertrauen in Vertraulichkeit: Was besprochen wird, bleibt unter vier Augen.
Zuhören lohnt sich – für alle Seiten
Ausbildungsabbrüche sind teuer – emotional und wirtschaftlich. Wer Auszubildende halten will, braucht keine großen Programme, sondern regelmäßige, ehrliche Gespräche. Eine aktive Feedback-Kultur ist der Schlüssel zu mehr Zufriedenheit, Leistung und Identifikation mit dem Betrieb. Denn wer sich gehört fühlt, bleibt.