Vorstellungsgespräch: Vorbereitung und Arten

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Ihre Bewerbungsmappe hat Sie in die engere Auswahl bei einem Unternehmen gebracht – jetzt kommt es auf das anstehende Vorstellungsgespräch an. Es dient dazu, dass sich beide Seiten besser kennenlernen und darlegen, warum sie künftig zusammenarbeiten wollen und welche Voraussetzungen es dafür braucht.

Sie selbst möchten vielleicht erkunden, ob dies überhaupt ein Job mit Zukunft ist und ob Sie mit der neuen Tätigkeit gute Aufstiegs- und Entwicklungschancen haben. Für das Unternehmen geht es darum, die Kandidatenauswahl in direkten Gesprächen weiter einzuschränken, bis im Idealfall der oder die beste Kandidatin für die Stelle gefunden ist. Es will herausfinden, ob Sie die erforderlichen Qualifikationen und auch die richtige Einstellung dafür mitbringen. Der Gesprächsverlauf soll Hinweise darauf liefern, ob Sie sich gut präsentieren und später auch gut integrieren können. Sympathisches Auftreten und sichere Antworten sind ein Hinweis dafür, dass Sie es ernst meinen.

Gut zu wissen: Der akute Fachkräftemangel in vielen Branchen und Berufen hat die Bedingungen maßgeblich verändert und aus dem bisherigen Arbeitgeber- einen Bewerbermarkt gemacht. Viele Unternehmen haben heute Schwierigkeiten, Stellen zu besetzen und müssen deutlich mehr Zeit für das Recruiting aufbringen. Je nachdem in welcher Branche Sie sich bewerben, kann Sie das in eine bessere Position bringen: Sie haben nicht nur mehr Auswahl bei den Jobangeboten, sondern auch bessere Aussichten im jeweiligen Recherche Vorstellungsgespräch. Daher sollte auch das Unternehmen sich möglichst als attraktiver Arbeitgeber präsentieren – mit Optionen, die Sie persönlich überzeugen!

Eine gute Vorbereitung macht Sie sicherer

Dennoch macht vielen Menschen die Situation im Vorstellungsgespräch zu schaffen, besonders, wenn sie sich als Berufseinsteiger nach der Schule und dem Studium erstmals für eine Ausbildung oder eine Arbeit bewerben und noch keinerlei Erfahrungen sammeln konnten. Für erfahrenere Arbeitnehmer verspricht der neue Job vielleicht das Ende einer unbefriedigenden Arbeitssituation, das Ende der Arbeitslosigkeit oder den Wiedereinstieg nach einer längeren Pause. Dazu kommen ungewohnte Arten und Formate wie Bewerbungsgespräche per Telefon zur Vorauswahl oder per Videokonferenz, Gruppeninterviews oder auch Lunch- und Dinner-Gespräche. Das baut Erfolgsdruck auf – und Druck erzeugt Nervosität und Unsicherheit.

Mit einer guten Vorbereitung auf die jeweilige Situation können Sie diesen Druck jedoch für sich abmildern und souveräner werden. Wenig Wissen über den künftigen Arbeitgeber und falsche Vorstellungen von den Anforderungen im Job zeugen eher von einer schlechten Vorbereitung. Das lässt Ihr Gegenüber im Vorstellungsgespräch annehmen, dass Sie vielleicht nicht wirklich an einer Einstellung interessiert sind und später auch wenig engagiert arbeiten könnten.

Wie erzielen Sie also den bestmöglichen Eindruck im direkten Austausch mit Ihrem potenziellen Arbeitgeber? Wie überzeugen Sie auch über Ihre Bewerbungsunterlagen hinaus? Führen Sie sich dazu sehr genau vor Augen, warum Sie gerade diesen Job möchten und was dafürspricht, dass Sie in engeren Betracht gezogen werden sollten. Betrachten Sie jedes Vorstellungsgespräch immer auch als Chance, mehr Sicherheit und Souveränität in derart entscheidenden Situationen zu gewinnen. Selbst wenn es beim ersten Mal noch nicht klappt, ist jedes Gespräch immer auch eine gute Trainingsgelegenheit. Joberfahrene Menschen, besonders Führungskräfte, nehmen genau aus diesem Grund regelmäßig Jobinterviews wahr, ohne tatsächlich ernsthaft interessiert zu sein. Auf diese Weise können sie einerseits ihren aktuellen Marktwert ausloten und andererseits ganz ohne Erfolgsdruck Verhandeln in eigener Sache trainieren. Denn das ist Bewerben: Verhandeln in eigener Sache.

Tipps zur Vorbereitung Ihres Vorstellungsgesprächs

Es gibt natürlich unzählige Ratgeberliteratur, Trainingsangebote und auch Online-Foren, die unterschiedlichste Anregungen zur Vorbereitung eines Bewerbungsgespräch bereithalten. Auch müssen Sie jederzeit damit rechnen, ein Videogespräch oder ein Telefoninterview zu führen. Haben Sie dafür die geeignete Technik und Umgebung? Letztlich kommt es jedoch immer darauf an, wie Sie auf Ihr Gegenüber wirken, was Sie sagen und auf welche Art Sie Ihr Interesse an der neuen Arbeit bekunden. Welche Qualifikationen Sie besitzen, hat Ihre schriftliche Bewerbung ja bereits dargelegt. Im Jobinterview geht es darum, bestimmte Aspekte näher zu beleuchten, mögliche Lücken im Lebenslauf zu begründen und offene Fragen zu beantworten.

Unabhängig vom Format beginnt jedes Gespräch meist mit etwas Smalltalk zum Aufwärmen. Dann folgt die Kennenlernphase, in der Sie über Ihre Motivation zur Bewerbung berichten. Danach stellt das Unternehmen sein Angebot für Sie vor. Anschließend können Sie meist noch Fragen zur neuen Aufgabe und zum Unternehmen selbst stellen. Bereiten Sie sich auf diesen Gesprächsablauf gut vor. Überlegen Sie sich beispielsweise ein Smalltalk-Thema zum Einstieg: eine Beobachtung, die Sie gemacht haben, vielleicht gerade erst auf dem Weg. Ist das Unternehmen im Stadtbild sehr präsent mit Werbung? Haben Sie zuvor in der Zeitung darüber gelesen?

Wie wirken Sie auf andere?

Offenheit, Freundlichkeit, Höflichkeit, angemessene Kleidung (nicht übertreiben!), Ihre Vorbereitung auf das Interview und die persönliche Präsentation: All das schwingt mit beim ersten Eindruck, für den es bekanntlich keine zweite Chance gibt. Dazu gehört auch Pünktlichkeit: Planen Sie ausreichend Zeit für den Weg ein, um nicht abgehetzt zu wirken.

Sie sind etwas nervös? Dann sprechen Sie das ruhig eingangs an. Gute Interviewer überrascht dies nicht und sie bauen Brücken, damit der Einstieg einfacher wird. Eine ungewohnte Umgebung und fremde Menschen verunsichern Sie? Üben Sie die Bewerbungssituation vorab mit einem Freund oder Familienmitglied. Holen Sie sich gegebenenfalls professionelle Unterstützung bei einem Bewerbertraining. Davon können Sie für alle Arten von Gesprächsführung auf lange Sicht profitieren.

Was sagen Sie?

Mit Information gewinnen Sie Sicherheit für die Kennenlernphase. Was wird über das Unternehmen zurzeit berichtet? Wo steht sein Aktienkurs? Gibt es spannende Innovationen oder Umstrukturierungen? Was sind die Herausforderungen im Markt?Google Is Your Friend“: Betreiben Sie vorab Recherche zum Unternehmen, über seine Produkte, Leistungen und Services. So können Sie mit solider Vorbereitung glänzen und viel gezieltere Fragen stellen, die Ihr Interesse bekunden.

Zum Auftakt werden Sie oft aufgefordert, etwas über sich zu berichten, beispielsweise zu bisherigen Praxiserfahrungen oder zum persönlichen Umfeld wie Familie und Wohnort. Als Schulabgänger und Berufseinsteiger sollten Sie dann Ihre Ausbildungs- bzw. Berufswahl gut erläutern können. Warum begeistern Sie sich gerade für diese Branche? Was möchten Sie erreichen und wo sehen Sie sich in fünf oder zehn Jahren? Solche Fragen sind Interviewklassiker und eine gute Antwort darauf könnte Sie von anderen Bewerbern um einen Ausbildungsplatz abheben.

Als Berufserfahrener sollten Sie Ihren Jobwechsel entsprechend gut begründen können. Allerdings sollten Sie vermeiden, Ihren gegenwärtigen Arbeitgeber schlecht zu machen. Man ahnt oft nicht, wer wen innerhalb einer Branche, eines Berufsverbands oder eines Ortes kennt. Machen Sie stattdessen einen Wechsel eher an Ihrem Wunsch nach Veränderung und Weiterentwicklung fest. Beschreiben Sie, was Sie sich davon für Ihre Zukunft versprechen. Das kann vielleicht bedeuten, dass Sie Ihr Know-how aus dem aktuellen Job weiter ausbauen möchten und dafür ein neues Lern-, Tätigkeits- oder Innovationsfeld suchen.

Jeder Bewerber sollte seine Stärken und Qualitäten darlegen können, ohne auf den Putz zu hauen. Anforderungen wie Kommunikationsstärke und Freude am Umgang mit Menschen oder Zahlen- und Faktenorientierung: Auch das lässt sich im Gespräch glaubhaft und authentisch vermitteln.

Auf welche Art bekunden Sie Interesse?

Zeigen Sie, dass Sie sich Gedanken über die neue Arbeit und den neuen Arbeitgeber gemacht haben, indem auch Sie aktiv Fragen stellen – beispielsweise zu bestimmten Unternehmensbereichen, zum Ausbildungsverlauf, zu eingesetzten Technologien oder zu internen Abläufen in Ihrem künftigen Arbeitsbereich. Machen Sie sich vielleicht auch Notizen dazu, wenn es der Ablauf zulässt.

Damit zeigen Sie, dass Sie sowohl informiert und interessiert sind und sich bewusst mit dem Unternehmen auseinandersetzen. Fragen können zudem Zweifel oder Unklarheiten ausräumen, die im Laufe des Gesprächs aufgekommen sind. Sie erfahren mehr über die freie Position und können klarer für sich entscheiden.

Bereiten Sie auch mögliche Rückfragen vor, die Ihren Ausbildungs- und Berufsweg betreffen. Gibt es darin Punkte, die Erläuterung brauchen? Berufsbiografischen Fakten sollten Sie ohne Spickzettel parat haben, denn Ihre Gesprächspartner haben Ihre Bewerbungsunterlagen direkt vor sich liegen und haken vielleicht an der einen oder anderen Stelle nach.

Dazu gehört auch, dass Sie Einblick in bisherige Aufgaben und Herausforderungen geben können. Was war ein Highlight-Projekt für Sie in der Schule oder im früheren Job? In welchem Bereich konnten Sie sich besonders weiterentwickeln? Warum hat man Ihnen eine bestimmte Aufgabe zugewiesen? Und die berühmte Frage nach der persönlichen Schwäche: Benennen Sie nur Schwächen, die im beruflichen Kontext stehen, und liefern Sie auch gleich mit, wie Sie seither an dieser Schwäche gearbeitet haben. So signalisieren Sie Lernbereitschaft und Lösungsorientierung.

Der Gesprächsabschluss: Bleiben Sie gut in Erinnerung

Zwar ist die Runde der Bewerberkonkurrenz kleiner geworden, doch Sie stehen nach wie vor im Wettbewerb mit anderen Kandidaten. Sorgen Sie also dafür, dass Sie bis zur Verabschiedung merkfähig in Erinnerung bleiben:

  • Bedanken Sie sich bei Ihren Gesprächspartnern – Personalverantwortliche oder künftige Vorgesetzte – für ihre Zeit und die Chance, die Sie bekommen haben. Erkundigen Sie sich, ob es noch offene Fragen
  • Hören Sie nach, wann Sie mit einer Entscheidung rechnen können und ob es möglich ist, einen konkreten Zeitpunkt zu nennen.
  • Machen Sie deutlich, dass Sie gern weiter im Bewerbungsprozess bleiben möchten. Bedenken Sie, dass Sie selbst in der zweiten Reihe noch eine Chance haben. Manche Bewerber entscheiden sich kurzfristig dagegen, eine Stelle anzutreten – und schon sind Sie wieder im Rennen. Signalisieren Sie daher, dass Sie auch im Fall einer Absage weiterhin Interesse am Unternehmen haben und sich über neue Chancen freuen.
  • Wenn Sie das Gefühl haben, dass das Gespräch gut verlaufen ist und Sie sich vorstellen können, für das Unternehmen zu arbeiten, ist es in Ordnung, dies abschließend zu äußern, verstärkend gern auch mit einer kurzen E-Mail im Nachgang.

Ab jetzt liegt es in der Hand der Entscheider. Sie können sich jedoch sicher sein, mit Ihrer sorgfältigen Vorbereitung alles dafür getan zu haben, diesen Job oder diese Ausbildungsstelle zu bekommen. Falls es dennoch zu einer Absage kommt, hat es in den wenigsten Fällen mit einer einzelnen Aussage im Vorstellungsgespräch zu tun.