Gehaltsverhandlung im neuen Job: Das müssen Sie beachten

Copyright © kamiphotos – stock.adobe.com

Willkommen im Arbeitsleben! Auf die Ausbildung oder das Studium folgt nun endlich der erste Job. Wer frisch ins Berufsleben einsteigt, eine neue Aufgabe innerhalb seines Unternehmens übernimmt oder zu einem neuen Job wechselt, verspricht sich davon natürlich auch eine finanzielle Verbesserung seiner bisherigen Situation. Bei der Verhandlung im Vorfeld gilt es also, beim neuen Arbeitgeber überzeugende Argumente anzuführen, warum man nicht nur das Vertrauen der Geschäftsleitung für die neue Aufgabe verdient, sondern auch ein besseres Gehalt.

Was nicht nur Berufseinsteiger beim Gehaltsgespräch beachten sollten

Für viele Berufseinsteiger verändern sich oft auch die Erwartungen an die persönliche Lebenssituation: Eine neue Wohnung am Arbeitsort, ein Auto zum Pendeln, ein besseres Smartphone oder einen Laptop, bürotaugliche Kleidung und mehr stehen nun auf der Wunschliste. Doch bei der Gehaltsverhandlung im Nachgang zur Bewerbung empfiehlt sich nicht, dass man derartige Aspekte als Argumente anführt. Überzeugender ist es vielmehr, im Gespräch gut informiert zu argumentieren – das gilt eigentlich für alle Gehaltsverhandlungen, nicht nur für die der Neustarter im Job. Dazu braucht es zunächst solides Wissen über markt- und branchenübliche Gehälter, gegebenenfalls auch zu den Tarifbestimmungen innerhalb der Branche, in der man künftig arbeitet. Denn neben dem Gehalt können auch Urlaubs- und Weihnachtsgeldansprüche, Arbeitszeitmodelle und andere Leistungen tariflich geregelt sein.

Was hier üblich ist, lässt sich bei den jeweiligen Berufsverbänden und den zuständigen Gewerkschaften und bei direkten Branchenkontakten in Business-Netzwerken in Erfahrung bringen. Wer dann bei der Gehaltsverhandlung durchaus nachvollziehbar darlegen kann, wie er zu seiner Einschätzung der Gehaltshöhe gekommen ist, zeigt, dass er nicht nur gut recherchieren kann, sondern auch seinen Standpunkt zu vertreten weiß.

Wirksam unterstreichen kann man seine Argumentation mit den persönlichen Stärken, die man in die neue Position mitbringt, beispielsweise mit Kenntnissen und Fähigkeiten, die man erworben hat: Fremdsprachen, agile Arbeitsmethoden, Software-Kenntnisse, besondere Fachkompetenz, ein berufsrelevanter Führerschein oder andere Skills und Pluspunkte. Auch praktische Erfahrungen, eine erfolgreiche Projekt- und Teamarbeit, Kommunikationstrainings und Präsentationstechniken können für den Arbeitgeber wertvolle Assets sein.

Mehrwerte auch über das Gehalt hinaus prüfen

Als Berufseinsteiger sollte man bereits bei der Bewerbung für sich selbst eintreten und seine Werte und Wünsche vertreten können. Grundsätzlich gilt: Im Vorstellungsgespräch und bei der Gehaltsverhandlung immer höflich, sachlich und professionell bleiben! Man sollte dazu bereit sein, auch Kompromisse einzugehen und nicht starr an seinen Vorstellungen von einem Einstiegsgehalt oder einer Gehaltserhöhung festzuhalten.

Kann das Unternehmen kein Wunschgehalt anbieten, lassen sich vielleicht andere attraktive Mehrwerte wie flexible Arbeitszeiten, mehr Urlaubstage, eine Homeoffice-Option, eine Fortbildung oder ein Zuschuss wahlweise zu ÖPNV, Dienstfahrrad, Kita oder Kantinenessen aushandeln. Viele solcher Mehrwerte lassen sich im Rahmen von Sachleistungen sogar steuergünstig gestalten, mit Vorteilen sowohl für den Arbeitnehmer und den Arbeitgeber.

Ist wiederum bei einem Jobwechsel ein deutlicher Gehaltssprung vorerst nicht möglich, kann man vielleicht gemeinsam mit den Vorgesetzten und der Personalabteilung konkrete Ziele und Zeitrahmen definieren, die für einen den Gehaltssprung erforderlich wären. So bleibt man selbst weiterhin hoch motiviert, während die Arbeitgeberseite ihrerseits auch eine Perspektive geben kann.

Neue Rolle – garantiert neues Gehalt?

Oftmals kann es schwerer fallen, sich innerhalb eines Unternehmens zu verbessern und mehr Gehalt zu bekommen als bei einem Neuzugang. Als Faustregeln für Gehaltsgespräche gelten: Binnen eines Jahres kann man drei bis fünf Prozent Gehaltsplus erzielen, bei neuen Aufgaben und mehr Verantwortung fünf bis sieben Prozent. Bei einer Beförderung oder dem Wechsel in eine neue Position können dann schon zehn bis fünfzehn Prozent üblich werden.

Hat ein Unternehmen jedoch in der Vergangenheit bereits viel Zeit und Ressourcen in die Entwicklung eines Mitarbeiters investiert, könnte es durchaus weniger bereit sein, eine deutliche Gehaltserhöhung anzubieten. Wenn die Hierarchien zudem schlank sind oder wenn Führungspositionen bereits hinreichend besetzt sind, könnte es ebenfalls schwierig werden, aufzusteigen und sich finanziell besser zu stellen. Dann sollte man frühzeitig sondieren, ob ein Wechsel in ein anderes Unternehmen vielleicht der bessere Karriereschritt sein könnte.

Auch dem Mitarbeiter selbst könnte es schwerfallen, hart zu verhandeln, da er die Situation des Unternehmens kennt und sich argumentativ in die Defensive manövrieren könnten. Neuzugänge haben da oft eine bessere Verhandlungsposition, da in sie noch nicht investiert wurde und sie nicht „vorbelastet“ ins Gespräch gehen. Oftmals bringen sie zudem besondere Fähigkeiten oder Erfahrungen mit, die für das Unternehmen von Nutzen sind.

Zurzeit sind Unternehmen aller Branchen sehr defensiv eingestellt, wenn es um Gehaltssprünge geht. Weil sich das wirtschaftliche Umfeld mit der Corona-Pandemie, dem Krieg in der Ukraine und der Energiekrise verändert hat, stehen viele Unternehmen finanziell unter Druck. In solchen Zeiten leiden zuerst oft die Personalbudgets. Gleichzeitig herrscht jedoch auch ein großer Fachkräftemangel und der Wettbewerb um Talente ist sehr hoch. Es liegt letztlich immer am Veränderungs- und Verhandlungsgeschick der Bewerberinnen und Bewerber, das Beste aus dieser Ambivalenz für ihre Karriere herauszuholen.

Roundup: Sieben Tipps zur Gehaltsverhandlung

  1. Recherchieren Sie, was bei einer Position in Ihrer Branche und Ihrer Region üblich ist. Sammeln Sie Infos bei Berufsverbänden und Gewerkschaften zu Verantwortungen und Anforderungen der neuen Stelle.
  2. Studieren Sie Ihren künftigen Arbeitgeber: Welche Werte und Visionen verfolgt er? Worin ist er gut? Was ist ihm wichtig? Warum ist er auf Sie zugekommen bzw. warum ist er oder die neue Position für Sie interessant? Welche Ziele konnten Sie zuletzt erreichen, welche Ziele haben Sie jetzt?
  3. Bereiten Sie sich auf Gegenfragen vor, beispielsweise: Warum ist Ihr gegenwärtiger Job nicht mehr gut genug für Sie? Warum gerade unser Unternehmen? Stellen Sie selbst auch Fragen zu Entwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen.
  4. Führen Sie sich alle Ihre Leistungen und Erfolge beim gegenwärtigen Arbeitgeber vor Augen (Spickzettel schreiben hilft!), um Ihre Pluspunkte jederzeit sicher belegen zu können.
  5. Zeigen Sie, warum Sie für eine Stelle oder eine Führungsaufgabe besonders qualifiziert sind und welchen Mehrwert Sie dafür bieten können.
  6. Stellen Sie Ihre Gehaltsvorstellung deutlich dar und liefern Sie gut recherchierte Argumente dafür. Definieren Sie für sich eine Untergrenze. Wo Sie hier stehen, können Sie über Gehaltsrechner im Internet herausfinden.
  7. Seien Sie bereit, Kompromisse zu machen und alternative Leistungen oder Vergünstigungen in Betracht zu ziehen. Auch das kann sich lohnen!