Orthoptist: Sehen verstehen, erkennen und behandeln

Orthoptistin bei der Sehdiagnostik: Mit spielerischen Hilfsmitteln werden Sehstörungen bei Kindern frühzeitig erkannt und individuell behandelt. Foto: Jordi Mora – stock.adobe.com

Orthoptisten sind spezialisierte Fachkräfte im Gesundheitswesen, die Menschen mit Seh- und Augenbewegungsstörungen begleiten. Sie erkennen Schielerkrankungen, Sehschwächen, Augenzittern und andere Auffälligkeiten – besonders bei Kindern – frühzeitig und leiten gemeinsam mit Augenärzten gezielte Therapien ein. Ziel ist es, das Sehen zu stabilisieren und damit die Lebensqualität zu verbessern.

Präzise Diagnostik mit Fingerspitzengefühl

Zum Arbeitsalltag gehören:

  • Durchführung und Auswertung von Sehtests
  • Messung von Augenstellung, Beweglichkeit und Sehschärfe
  • Verlaufsdokumentation und Anpassung der Therapie
  • Patientenberatung – auch für Angehörige
  • Frühzeitige Diagnostik bei Kindern, Säuglingen und neurologisch beeinträchtigten Personen

Orthoptisten benötigen ein gutes Gespür für die individuellen Bedürfnisse ihrer Patientinnen und Patienten. Sie arbeiten eng und oft über Jahre hinweg mit Betroffenen zusammen.

Fundierte Ausbildung mit Praxisnähe

Die Ausbildung zum Orthoptisten ist bundesweit einheitlich geregelt und dauert drei Jahre. Sie findet an staatlich anerkannten Fachschulen statt, meist in Verbindung mit Universitätskliniken oder Augenabteilungen großer Krankenhäuser.

Ausbildungsinhalte:

  • ca. 4.500 Stunden
    • 1.700 Stunden Theorie (Orthoptik, Anatomie, Augenheilkunde, Neuroophthalmologie, Hygiene etc.)
    • 2.800 Stunden Praxis in Augenkliniken, Fachpraxen und Frühförderstellen

Der Ausbildungsstart ist häufig im Herbst.

Voraussetzungen und persönliche Eignung

Vorausgesetzt wird in der Regel ein mittlerer Bildungsabschluss. Ideal sind Bewerberinnen und Bewerber mit:

  • Interesse an Medizin und Naturwissenschaften
  • Geduld und Einfühlungsvermögen
  • Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein
  • Beobachtungsgabe
  • Kommunikationsstärke, auch im Umgang mit Kindern

Ein Praktikum im medizinischen Bereich oder erste Erfahrungen im Gesundheitswesen sind vorteilhaft.

Arbeitsfelder und Einsatzbereiche

Orthoptisten arbeiten in:

  • Augenarztpraxen
  • Hochschulkliniken
  • Rehabilitationszentren
  • sozialpädiatrischen Zentren
  • Frühförderstellen
  • Einrichtungen für Sehbehinderte oder Blinde

Die Berufsaussichten gelten als sehr gut – durch den Fachkräftemangel, die demografische Entwicklung und die zunehmende Bedeutung von frühzeitiger Sehdiagnostik.

Gehaltsperspektiven (brutto/Monat)

Ausbildungsvergütung:

  • 1. Jahr: ca. 965,- € – 1.290,- €
  • 2. Jahr: ca. 1.022,- € – 1.350,- €
  • 3. Jahr: ca. 1.122,- € – 1.447,- €

Berufseinstieg: ca. 2.600–3.200 €
Durchschnittlich: ca. 3.205–4.166 €
Mit Leitung oder Erfahrung: bis ca. 4.766 €