KI im Anschreiben – was Personaler wirklich denken

Künstliche Intelligenz als Schreibhelfer: ChatGPT unterstützt beim Bewerbungsschreiben – Persönlichkeit bleibt jedoch das A und O. Foto: Supatman - stock.adobe.com

Immer mehr Schulabgänger, Auszubildende und Studierende entdecken künstliche Intelligenz als Werkzeug zur Unterstützung bei der Jobsuche. Vor allem bei der Erstellung von Bewerbungsschreiben greifen viele auf ChatGPT zurück. Doch wie sinnvoll ist das – und was sagen Personaler dazu? Entscheidend ist nicht, dass eine KI genutzt wurde, sondern wie sinnvoll.

Zwischen Effizienz und Echtheit

Ein gutes Anschreiben ist oft die größte Hürde im Bewerbungsprozess. Standardfloskeln wie „Hiermit bewerbe ich mich…“ wirken altmodisch, und nicht jeder findet auf Anhieb überzeugende Formulierungen. Tools wie ChatGPT oder andere KI-Schreibassistenten bieten eine willkommene Abkürzung – sie liefern innerhalb von Sekunden ein scheinbar perfektes Anschreiben.

Doch hier beginnt das Problem: Generische Bewerbungen bleiben nicht im Gedächtnis. Wer blind übernimmt, was die KI vorschlägt, riskiert ein Schreiben ohne Persönlichkeit – und genau die ist gefragt.

Was ChatGPT kann – und was nicht

Die Stärken von ChatGPT liegen im schnellen Formulieren, Strukturieren und Optimieren von Texten. Mit wenigen Stichworten entstehen erste Entwürfe. Doch diese haben oft Schwächen:

  • Gleichförmigkeit der Inhalte
  • fehlende Individualität
  • Widersprüche zum tatsächlichen Auftreten

Tipp: Ein gutes Anschreiben darf optimiert sein – aber nicht künstlich klingen.

So lässt sich KI richtig nutzen

Wer ChatGPT als Unterstützung nutzen möchte, sollte den Text unbedingt personalisieren. Eine gelungene Kombination aus Technik und Authentizität gelingt so:

  1. Anschreiben-Entwurf generieren lassen – z. B. mit dem Prompt:
    „Schreibe ein Bewerbungsschreiben für eine Ausbildung zur Industriekauffrau. Ich bin 18 Jahre alt, habe ein Praktikum im Einkauf gemacht und interessiere mich für wirtschaftliche Zusammenhänge.“
  2. Sprache überprüfen – passt der Ton zum Unternehmen?
  3. Persönliche Erlebnisse ergänzen – z. B.:
    „Während meines Praktikums durfte ich selbst Liefertermine abstimmen – das hat mir besonders Spaß gemacht.“
  4. Stil anpassen – weniger förmlich, mehr authentisch.
  5. Daten und Formulierungen kontrollieren – auch künstliche Intelligenz macht Fehler.

Darf man sagen, dass man ChatGPT verwendet hat?

Ja. Inzwischen ist es kein Tabu mehr, sich bei der Bewerbung helfen zu lassen. Entscheidend ist, dass der Text eigenständig überarbeitet wurde, verständlich ist und zur Person passt. Kein Unternehmen erwartet, dass jedes Wort allein geschrieben wurde – wohl aber, dass der Text stimmig ist.

Auch Unternehmen setzen auf KI

Viele Betriebe nutzen selbst künstliche Intelligenz im Recruiting – etwa bei der Vorauswahl oder beim Keyword-Scan. Ein generisches Anschreiben, das keinerlei echte Aussage enthält, hat schlechte Chancen. Richtig eingesetzt, kann KI jedoch dabei helfen, strukturiert und zielgerichtet zu formulieren.

Was ist mit dem Lebenslauf?

Auch der Lebenslauf lässt sich mit ChatGPT effizienter gestalten. Die Strukturierung, die Auswahl der Formulierungen oder das Erklären von Lücken gelingt damit schneller. Wichtig bleibt: Ehrlichkeit. Wer Auszeiten beschönigt oder Daten verfälscht, riskiert Glaubwürdigkeitsprobleme im Bewerbungsgespräch.

KI als Werkzeug – nicht als Ersatz für Persönlichkeit

Eine Bewerbung ist ein individueller Ausdruck. Sie zeigt Motivation, Zielstrebigkeit und Persönlichkeit – nicht nur Schreibstil. Wer sich hinter der Technik versteckt, wird austauschbar. Wer KI klug einsetzt, aber die Kontrolle behält, zeigt sowohl digitale Kompetenz als auch Selbstreflexion.

KI ist ein Werkzeug, kein Ersatz für eigene Gedanken. Wer ChatGPT nutzt, sollte den Text aktiv gestalten, Erfahrungen einbringen, die Sprache anpassen – und Verantwortung für den Inhalt übernehmen. Dann wird aus einem KI-Entwurf ein überzeugendes, authentisches Bewerbungsschreiben.